Die Limonaia am Gardasee

 


Die Museums-Limonaia ´Prato della Fame´

Die nachfolgenden Daten sind Gesprächen mit Besitzern von italienischen Limonaias, musealen Betreuern von solchen Plantagen oder mit Leuten, die heute ein museales oder historisches Wissen über diese Citruskulturen besitzen, entnommen und können daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit erheben.
 
Citrusfrüchte gehörten schon immer zu den exklusiven Früchten der Tropen und Subtropen und standen bei Tisch schon immer in hohem Ansehen.
Citrus breitete sich schnell über alle Teile der Welt aus, doch die Früchte an sich konnten Aufgrund der schnellen Verderblichkeit nicht auf dem allgemeinen Markt etablieren. Erst mit den Dampfschiffen und den damit schnelleren Transportmöglichkeiten tauchten nach und nach mehr Früchte auf, die eben eine bessere Haltbarkeit aufwiesen. Mit dem Frachtluftverkehr konnten nun auch leicht verderbliche Citrusfrüchte dem allgemeinen Markt zugänglich gemacht werden und die kurzen Transportzeiten steigerten wesentlich die Qualität der Früchte am Markt.
Zu Zeiten bevor des großen Luftfrachtverkehrs wurde allerorts versucht, Citrus in günstigen Klimaregionen zu kultivieren, mit mehr oder weniger großen Erfolgen. In Frankreich erfreuten sich Orangen großer Beliebtheit, weshalb die Gewächshäuser der Fürstenhöfe zur Kultur dieser Pflanzen Orangerien getauft wurden. In Deutschland waren es Pomeranzen, daher die Bezeichnung Pomeranzenhäuser und in Italien waren es Zitronen, auf italienisch Limoni. Die Limoni wurden in Limonaias gezogen, dem italienischen Gegenstück zur Orangerie. Oft war es sehr schwer, gute und hochwertige Früchte weit in den Norden zu bringen, so daß viele Früchte nicht dem Markt zugänglich waren, oder auf dem Transport verdarben. Hier schlossen die Italiener eine Marktlücke. Aufgrund Ihrer Erfahrungen mit den Limonaia wurden ganze Plantagen an günstigen Stellen angelegt, die bekanntesten wohl am Gardasee. Die Pflanzungen versorgten den Alpenraum mit frischen Zitronen, die am Tisch hohes Ansehen genossen.
An den Westufern des Gardasees wurden in den Hang große terassenartige Gebäude gebaut. Die Gebäude zogen sich in unterschiedlichen Ausmassen am Hang entlang, auch in verschiedenen Steigungen. Man sieht viele ungewöhnliche Konstruktionen am Gardasee, doch vom baulichen Prinzip bleiben diese gleich. Eine Mauer hält einen bestimmten Hangabschnitt in einer Ebene zu unterschiedlicher Breite, eine Terrasse.
Eine weitere Mauer am hinteren Ende schließt die Terrasse ab und steigt zur nächsten Terrasse an. Auf den Mauern befinden sich große gemauerte Pfeiler, die eine Holzkonstruktion tragen.
Die schräge oder gerade Dachholzkonstruktion besteht aus hölzernen Dachsparren, die mit Latten und Dachplatten abgelegt werden.
Die vorderen Wände werden mit großen Holzbauteilen erstellt, die zwischen den Pfeilern an der Holzkonstruktion mit Keilen befestigt werden. Diese Holzelemente enthalten lange Fenster und in der Museumslimonaia ´Prato della Fame´ sind zwei Fenster pro Element vorhanden, um eben in der während der Zeit wo die Limonaia abgedeckt ist, Licht in den Innenraum zu lassen. Auf die Dachelemente wurden dann bei einigen Limonaia übliche Welldachplatten gelegt um eben einen Wasserablauf zu gewähren.
Früher wurde die hölzerne Dachplatten aufgelegt, zum Teil mit Lehm gedichtet und mit Grassoden zur Isolation belegt. Auch von Abdichtungen mit Pech ist die Rede gewesen.
Die Seitenwände waren oft geschlossen gemauert, es gab aber auch Konstruktionen wo eine Wandseite nach gleicher Konstruktion wie die Vorderwand aufgebaut war und entsprechend verschalt werden konnte. Solche Gebäude wurden in Deutschland ´abschlagbare Pomeranzenhäuser´ genannt, weil sich Dach und Vorderwand für den Sommer demontieren ließen, während im Winter das Gebäude mit den schützenden Schichten versehen wurde.
Der Innenraum besaß sehr oft einen aufgeschütteten Boden, der zum eigentlichen Hanggrund frei war. Eine Kiesschicht sorgte für Isolation und Dränage. Einige der Limonaias haben einen gestampften Lehmboden oder einen gemauerten Boden, so daß die Pflanzen nicht mit dem Erdreich unter der Limonaia in Kontakt kommen konnten.
Es existieren sogar Berichte von Limonaias mit einer Säulenkonstruktion, auf welchem der Boden ruhte. Ein Ofen seitlich davon nutzte nun die unter dem Boden befindlichen Kanäne als Rauchabzüge, wodurch der Boden erwärmt wurde. Es entstand so eine Fußbodenwärme ähnlich Römischen Gebäuden.Schon Johann Christoph Volkamer erwähnt in seinem zweiten Band der ´Nürnbergische Hesperides´ von solchen Kanalheizungen bei neueren Orangerien berichtet. Doch ich selbst konnte am Gardasee keine dieser Limonaias entdecken, doch dies mag kein Indiz dafür sein, daß es solche Konstruktionen nicht gab. Ich persönlich halte es durchaus für möglich und für eine durchdachte Konstruktion.
Auf den Fußboden wurde dann Erdreich oder eben eine besondere Erdmischung aufgebracht in welche die Pflanzen gesetzt wurden. Eine Seitenwand nahm dann ein Bewirtschaftungshaus ein, worin früher die Verschalungselemente, Ernte und Kulturgeräte gelagert wurden.
Auch befand sich im Untergeschoß häufig eine Zisterne und/oder eine Brunnen um die Plantage zu bewässern. Auch eine geschützte Treppe für eine Inspektion im Winter ist vorhanden, abgesehen von der üblichen Treppe im Plantageninnenraum, welche die einzelnen Terrassen verbindet.
Zusätzlich lag in diesem Gebäude eine Heizeinrichtung, die durch mehrere Feuerstellen die Luft im Kulturraum während der starken Fröste erwärmte, oder es wurden Ö_;fen gelagert, die man im Innenraum aufstellen konnte. Leider war keine der alten Heizeinrichtungen mehr intakt, so daß deren Konstruktion und genaue Funktion mir verborgen blieb.
An einigen Kulturhäusern ist eine Lagerung zu erkennen, die wohl mal ein Wasserrad gehalten hat. Gegenlager sind an den vorbeilaufenden Bächen ebenfalls zu sehen, doch welche Aufgabe und Funktion das Rad hatte ist ebenfalls nicht zu klären gewesen, aber die Möglichkeit zum Betreiben von Bewässerungspumpen und -anlagen ist denkbar. Auch eine Luftumwälzung durch Ventilatoren ist eine Möglichkeiten, doch Aufgrund des oft sehr desolaten Zustandes dieser Anlagen ist eine genauere Ermittlung kaum möglich. Somit sind die durch Wasserkraft angetriebenen Anlagen nur möglichen und logischen Vermutungen entsprungen.
 


Zitronen in der Limonaia

 
In der Terrasse des Kulturraumes sind je nach Breite ein oder mehrere Wege angelegt um die Pflanzen pflegen oder abernten zu können. Auf schmalen Terrassen liegen die Wege eher am vorderen oder hinteren Teil der Terrasse mit schmalen Querwegen, oder wie im Falle der &avute;Prato della Fame'´ ist, zwei breite Kulturwege zwischen den Pflanzdoppelreihen angelegt. Die Pflanzen sind auf den Unterlagen Poncirus trifoliata oder häufiger auf Citrus aurantium veredelt, wobei oft eine Rindenpfropfung vorgenommen wurde. Die Veredelung liegt etwa 20-30 cm über dem Boden und alle Pflanzen liegen in Strauchform oder Halbspalier vor. Die Pflanzen werden im Halbspalier an kleinen Querstreben zwischen den im Innenraum liegenden Holzstützpfeilern und Mauerwerkspfeilern angebunden. Die Erträge sind relativ hoch, wobei im Falle der &avute;Prato della Fame'´ die Ernten im lokalen Umfeld verkauft werden. Zur Blütezeit der Limonaias wurden diese Früchte aber fast ausschließlich weiter nördlich auf den Markt gebracht.
 
Es wurde früher entweder von Hand bewässert, oder aus einem Hochbehälter Wasser durch Rohrleitungen zu den Pflanzen befördert, auch sind Pumpenreste oft vorhanden, die einen Schluß auf mechanische Wasserförderung zum Bewässern zulassen. Einige dieser Pumpen wurden von Hand betrieben, doch wie oben schon erwähnt ist auch ein Antrieb durch Wasserkraft denkbar, doch hierzu konnten keine genauen Angaben erreicht werden. Während früher in einigen der seitlichen Kulturhäusern die Heizeinrichtung in Form eines Ofens lag, werden heute kleine Gas-Katalyth- Heißluftbrenner verwendet, die durch eine Art Doppelkreislauf keine schädlichen Abgase in den Innenraum entweichen lassen. Auch ist heute noch, wie früher, das Ausbringen und Einarbeiten von Mist eine beliebte Methode die Bodenwärme zu steigern. Ebenso werden die Pflanzreihen im Winter mit Rinden-, Laub- oder Strohmulch bedeckt um den Boden vor starker Auskühlung zu schützen. Es gibt auch Berichte, wo große Steine in der Glut erwärmt wurden, und dann in Bodenlöcher verbracht wurden, und so eine Erwärmung des Boden mit erheblichem Aufwand betrieben wurde, doch diese Mrthode halt ich für ein Gerücht.
 
Vor den ersten Frösten werden die Holzverschalungen montiert und mit Keilen oder Riegeln am Holzgerüst befestigt. Die Dachlatten werden auf die Dachsparren gelegt und mit großen Dachplatten abgelegt. Zum Lüften können einzelne Dach- und Wandelemente geöffnet werden. In früheren Zeiten, aber auch in wenigen Limonaias heute noch, werden die kleinen Spalten zwischen den Elementen zum Abdichten mit Lehm verstrichen. Auch wurden früher oft Lehmschichten auf dem Dach aufgetragen und zum Teil mit Grassoden belegt.
 
Nach dem Winter wurden die Limonaias zunächst die Wände demontiert und eingelagert. Nach den großen Regenfällen im Frühjahr wurde auch das Dach entfernt und eingelagert, heute werden die Limonaias eigentlich recht schnell völlig abgedeckt, weil die Heißluftgebläse Regenkühle gut unterbinden, falls dies nötig sein sollte. Oft dienen große Steine im Erdreich zwischen den Pflanzen als zusätzliche Wärmespeicher, sind jedoch leider nicht zu sehen.
Gedüngt wird heute oft mit Mineraldüngern, doch die museale Limonaia &avute;Prato della Fame'´ verwendet seit kurzem wieder Mist, Hornspäne und Dolomit um die Pflanzen zu ernähren, Zeitweilige Sprühvorgänge mit Spurenelementen und Fungiziden basieren noch auf synthetisch hergestellten Salzmischungen, und werden es in Zukunft nach Aussagen der Betreuer auch bleiben, aber auch hier besteht der Drang nach einer Lösung zu nicht-künstlichen Produkten. Selbst im Winter wurde und wird bei zeitweiligen günstigen Klimalagen noch gedüngt, um einen einwandfreien Fruchtzustand zu gewähren. Im Frühjahr wird ein Rückschnitt durchgeführt, und im Herbst sind Verjüngungsschnitte oder ein Schnitt zum Lichten der Krone üblich. Weitere Kulturmaßnahmen unterscheiden sich kaum mit denen für im Freiland stehende Pflanzen, weshalb diese hier nicht aufgeführt werden.
 
Ein Besuch solcher historischer Citruspflanzungen ist sehenswert und oft sind die Gärtner sehr hilfsbereit und mitteilsam, so daß ein Besuch dieser Pflanzungen in meinem Falle nicht selten bis spät in den Abend gedauert hat.

Der Aufruf vor Jahren für Informationen bezüglich der Limonaia brauchte lange, doch was lange währt, wird endlich gut. Über das soziale Netzwerk von Facebook traf ich auf Andrea Arosio, der am Gardasee lebt und arbeitet.
Er versorgte mich mit weiteren Informationen und Bildern einer weiteren, weniger bekannten Plantage, die er museal betreut.
Nähere Infos findet man dann auf der Seite der Limonaia von Fondo Crocefisso, die durch Andrea Arosio mitgestaltet worden ist. Die Bilder sind von Andrea Arisio und ich darf diese mit seiner freundlichen Genehmigung frei verwenden.
Die Limonaia verfügt über eine offene Zisterne zur Bewässerung und ein Kulturhaus zur Lagerung der Verschlaungselemente.
 
Die Limonaia von aussen und vorne

Die Limonaia von aussen.
Gut erkennt man die Ummauerung mit den tragenden Säulen, welche die Terrassen-Struktur bildet. Die Limonaia ist in drei Stufen aufgebaut, wobei die Basisterrasse nicht zur Limonaia gehört, sondern eine Ebene vor der Limonaia und um die Limonaia bildet.
Man kann gut die Strukturen erkennen, die zum Terrasieren an den Hängen des Gardasees benutzt worden sind. Diese Terassen wurden dann mit Drainage gefüllt und mit Mutterboden aufgefüllt. Darauf wurde dann die Pflanzung vorgenommen, die wie man noch erkennen wird, eine Gartenterrasse mit Olivenbäumen geworden ist.
die folgende Terrasse wird dann durch die Mauern der eigentlichen Limonaia mit gebildet, welche auf der eigentlichen Terrassierungsmauer errichtet worden ist.

Hier nun die seitliche Ansicht der Limonaia im Sommer
Man sieht die ursprüngliche Basisterrasse, die mit Olivenbäumen bepflanzt ist und dann den Eingang zur ersten Terrasse der Limonaia.
An der Vorderwand der Limonaia zieht man übrigens nicht unüblich Wein, denn das milde Klima und die Sonne sind der Kultur hochwertiger Weine besonders förderlich, wobei auch die Wärmestrahulung der Vorderwand der Limonaia genutzt wird, was eine deutliche Steigerung der Fruchtqualität bedingt.
Schon hier kann man jetzt die Dachkonstruktion erkennen, also die hölzernen Innenständer und Dachträger.
Deutlich sieht man, daß die Seitenmauer nicht zum Dach hochreicht, sondern auch hier im oberen Bereich offen ist, was durch später eingesetzte Panele mehr Licht ermöglicht und auch der besseren Lüftungsmöglichkeiten dient.
Auch gut erkennbar ist, daß auf der Mauer ein Absatz angebracht ist, der der einfacheren Montage der Panele dient und auch später zum Öffnen der Lüffungsmöglichkeiten dient.

Limonaia von aussen, seitlich
Die Limonaia von aussen und vorne

Erneut die Limonaia von vorn, jetzt aber nicht aus dem tiefen Winkel, sondern von der Basisterrasse aus gesehen. Man sieht das die Zitronen im Inneren ein wenig tiefer stehen. Dies dient dem Windschutz und verhindert die schädliche Errosion.
Kragensteine dienen der Auflage von Kontraktionselementen beim Aufbau der Verschalung im Herbst.
Man sieht auch deutlich den Aufbau der hölzernen Innenkonstruktion, insbesondere die stabilen Dachträger und die Spalierkonstruktionen zur Stütze der Pflanzen.
Nicht besonders gut zu erkennen, aber vorhanden sind in den Säulen eingelassene Vertiefungen, in welche die Holzriegel der Verschlaungen eingreifen und diese damit sicher verankert werden können.
Die Wand der nächsten Terrasse dient, wie die Aussenwand dem Wein, der Citrus-Terrasse als Reflektor der Wärmestrahlung, welche tagsüber in die Terrasse als Sonnenlicht einfällt, und dann abends und nachts in Form der gespeicherten Wärme an den Innenraum zurück abgegeben wird. Dies schafft ein für die wärmebedürftigen Citrus-Pfanzen günstiges Kleinklima und trägt dem guten Gedeihen der Pflanzen bei.

Der Blick in die Terrasse zeigt hier, wie oben beschrieben, den typischen Aufbau.
Man erkennt den befestigten Boden mit den Kulturwegen aus gestampftem Lehm, der hier durch Kantensteine zudem gesichert wird. Dies ist nicht immer so gewesen, da aber inzwischen vermehrt Besucher sich dieses Kleinod ansehen, war die Abgrenzung nötig geworden.
die Pflanzen selbst stehen in Mutterboden, mit dem die Terrasse innerhalb der Limonaia aufgeschüttet worden ist.
Wir sehen aber insbesondere die Holzkonstruktion zur Spalierzucht der Pflanzen. Es sind keine richtigen Spaliere, sondern die stark fruchtbehangenen Äste werden hier gestützt und damit der reiche Fruchtbehang gesichert. diese Konstruktion zieht sich dann bis hinauf zu den Dachträgern, wobei die seitlichen Dachlatten oder Dachhölzer gut zu erkennen sind, auf diese Konstruktion werden dann die Dachplatten aufgelegt. Dabei dient auch das Spaliergerüst als Montagehilfe, zudem stützt diese Konstruktion die Dachbelegung, so daß die Fläche fast vollständig begehbar wird.

Limonaia von aussen, seitlich
Die Dachtragekonstruktion der Limonaia

Mal abgesehen vom malerischen Hintergrund der Berge rings um den Gardasee, der sicherlich von der erhöhten Position nahe der Dachkonstruktion der Limonaia besonders eindrucksvoll wirken muss, sieht man jetzt aussergewöhnlich gut die Holzkonstruktion der Limonaia.
Die massiven Dachträger sind mit den seitlichen Verbindern, die ich oben inkorrekterweise als ´Dachlatten´ bezeichnet habe, gut zu erkennen. Diese ´Dachlatten´ dienen der Auflage der Dachplatten, welche dann das fertige Dach der Limonaia im Winter bilden.
Zudem bieten die Dachlatten dann die Befestigungspunkte der Dachelemente, so daß diese nicht von Herbst- und späteren Winterstürmen weggerissen werden können.
Blickt man nun an den linken Bildrand, so erkennt man an den Säulen der zweiten Citrus-Terrasse dann die Einkerbungen für die Befestigung der Panele.
Was man auf dem Bild nicht erkennen kann ist, daß zwischen dem Dach der unteren Terrasse und der Mauer der oberen Terrasse eine Lücke bleibt. Diese verbindet die Obere Terrasse mit der Unteren Terrasse lüftungstechnisch miteinander. So bleibt auch im geschlossenen Zustand ein Luftaustausch zwischen der unteren und oberen Terrasse vollständig erhalten. Auch kann so Luft, die sich auf der unteren Terrasse erwärmt frei zur oberen Terrasse abströmen, und von dort abgelüftet werden. Diese geschickte Konstruktion ermöglicht eine feine Regelung des Klima im Innenraum, wenn die Limonaia geschlossen ist.

Das Kulturhaus der Limonaia
Hier sieht man den abgedeckten Windfang zum Zugang der Limonaia im Winter, der bei vielen Limonaia ein regelrechtes Kulturhaus ist. Größere Kulturhäuserenthielten zum Teil Zysternen und Pumpen, damit das kostbare Nass im Inneren gut verteilt werden konnte. Heute macht das eine Elektropumpe mit üblicher Bewässerungstechnik, entweder Kreisregner, Microssprinkler oder Tropfbewässerung.
Die hier gezeigte Limonaia hat keine innen liegende Zysterne, sondern eine aussenliegende Zysterne, allerdings auch Pumpen, um Seewasser zu Bewässerung zu fördern.
Gut zu erkennen ist, daß eben das Kulturhaus vor allem als Speicher der Panele, Dachplatten und Verschalung des Winterschutzes dient. Die Holzelemente sind so trocken und sicher gelagert und können daher einfach im Herbst entnommen und angebracht werden.
Zudem bieten die Kulturhäuser auch Möglichkeit für die Lagerung der Heizgeräte und anderer Werkzeuge zur Pflege und Kultur der Pflanzen.
Auch das Kulturhaus hat natürlich zwei Stockwerke und der eher gemauerte Keller dient als zus¨tzlicher Speicher, aber auch Lagerung von Früchten für den Eigenbedarf, die dort dunkel und kühl gelagert werden können.
Nicht vergessen wollen wir aber den Bildhintergrund, der die dort steilen Felsen des Garaseekessels nur deutlich zeigt, und wir können damit erahnen, wie stark mit der Terrassenstruktur diesem Kessel der nötige Boden abgerungen wurde.
Und trotzdem zeigt es auch, welche Anmut herrscht, wie sich diese Terrassenkultur fast malerisch in diese Landschaft setzt und ein wenig mediterranes Flair in den Norden Itlaiens trägt.

Das Kulturhaus, hier als Speicher der Winterabdeckung
Die Limonaia von aussen und vorne

Die Limonaia von aussen im Winter.
Deutlisch sehen wir hier erneut die zwei Terrassen, die gemauerten Strukturen und die Säulen zum Halten der Winterschalung. Diese ist nun eingesetzt und man kann die seitlichen Elemente erkennen. Große hohe Panele bilden die Front, diese sind mit Glasfenstern besetzt, damit das wenige Sonnenlicht ins Innere gelangen kann.
So zugedeckt sieht die Limonaia einer typischen Orangerie nicht nur zum Verwechseln ählich, sie erfüllt die gleiche Aufgabe, nur das die Fensterfronten nicht fest eingebaut sind, sondern wie die alten Pomeranzenhäuser abschlagbar sind.
Da Gebäude wirkt auf den ersten Blick jetzt völlig aus einem Stück und nichts wirkt, als würde die Vorderfront im Sommer verschwinden, aus dem Säulengebilde mit Holzkonstruktion ist ein festes und wetterfestes Gebäude geworden.
Die Bestimmung des Gebäudes ist deutlich zu erkennen, die vordere Glasfront wirkt eindrucksvoll und majestätisch, die sich mit jeder Orangerie Frankreichs messen kann.
Harmonisch fügen sich die dunklen Holzelemente zu den hellen Steinen zu einem Gesamtbild zusammen und lassen das Gebäude noch mediterraner erscheinen, als die abgeschlagene Terrassenkonstruktion.

Wir werfen jetzt einen Blick auf die Frontpanele der 2. Terrasse. Deutlich erkennen wir die völlig geschlossene Konstruktion, sehen aber auch die neben den Glasfronten angebrachten Lüftungstüren.
Auf der Rückseite der Panele kann man zudem die Riegelhölzer erkennen, welche die Panele in den Riegelkerben der Säulen eingelegt sind. So wird die komplette Konstruktion stabil und sicher.
Wir erkennen auch die überlappende Struktur der Dachplatten, welche hier aufgelegt sind und mit der Unterkonstruktion sicher verbunden sind. Wie bei vielen Orangerien ist das Dach nicht zur Vorderfront geneigt, sondern zur Rückseite, so da&slig; Wasser nicht nach vorn abläuft, sondern nach hinten zur Rückwand.
Das Wasser kann dort aufgefangen und abgeleitet werden, was einer Zysterne zugeführt werden kann. So bleibt das Dach winddicht und ist relativ luftdicht, die Wasserableitung ist aber gewährleistet.
Wie im Bild zu erkennen, liegen die Elemente der Frontverkleidung der 2. Ebene nicht auf der Mauer auf, sondern die Dachabdeckung schiebt sich unter diese Elemente. Dort werden die Elemente über den Windfang gehalten. Die Wasserableitung erfolgt daher im Innenraum und nicht aussen. So wird das Eindringen von akuter Zugluft wirksam unterbunden, gleichsam aber auch eine nötige Belüftungwirksam gegeben. Dieser konstruktive Kniff bewirkt ein ausgeglichenes Klima, reichliche Frischluftversorgung auch an Frosttagen, ohne die Pflanzen schädlicher Kaltluft auszusetzen.

Limonaia von aussen, Frontpanele
Die Limonaia von aussen und vorne

Der Blick über die Dachfläche
Wir sehen die vollständige Bedeckung der hölzernen Konstruktion mit den Dachelementen.
Der Blick allerdings auf die Berge im Hintergrund lässt erahnen, wie früh die Limonaia geschlossen wird - dies geschied schon im Herbst, denn die Berge im Hintergrund sind zum Großteil noch schneefrei. Hier dient die vollständige Bedeckung der Limonaia nicht nur dem Kälteschutz, sondern hier auch dem Wetterschutz; dem Schutz vor Regen und Wind.
Trotzdem wirkt dieses Bild nicht wie Norditalien, sondern wirkt eher schon wie Toskana oder Süditalien, die Farben, die Pflanzen und der azurblaue Himmel - all das ist eine herrliche Stimmung, die dieses Bild ausmacht. Sie fängt perfekt die Stimmung ein, die die Limonaia vermittelt - der Traum des Südens im Norden von Italien.
Deutlich wird die große Fensterfläche, aber auch, daß alle Lüftungstüren geöffnet sind. So wird der übermäßigen Erwärmung im Innenraum vorgebeugt, diese hochwirksam unterbunden.
Warme Luft kann von der ersten Terrasse unter den Dachplatten in die zweite Terrasse abziehen, von dort dann zu den Lüftungstüren der Frontpanele ziehen, wo diese hochwirksam abgeleitet wird.

Der Blick ins Innere
Der Blick ins Innere offenbart zwar, daß es hell ist, aber bei weitem ist es kein Lichtdurchfluteter Raum wie viele vielleicht denken mögen. Es ist hell ja, aber bei weitem nicht so licht, wie die Pflanzen es im Sommer haben.
Wir erkennen aber auch, wie die Dachelemente der ersten Terrase unter den Frintpanele ins Innere ragen und können die Elemente des Windfangs erahnen.
Wir sehen auch den Durchbruch zur unteren Terrasse, wodurch die Luftströmung im Inneren der Limonaia zwischen den beiden Terrassen gewährleistet wird.
Der Blick auf die Dachkonstruktion offenbart, wie die Dachplatten gelegt sind und lässt erahnen, wie diese an der Holzkonstruktion befestigt sind.

Limonaia von innen
Die Limonaia von innen, unteres Parterre

Der Blick in die geschlossene Limonaia, hier aber dann die erste Terrasse.
Deutlich erkennt man, daß diese Terrasse nicht groß ist, sondern gerade Raum für eine Reihe großer Pflanzen an der Rückwand zur zweiten Terrasse bietet. Die Pflanzen stehen zwischen den Holzkonstruktionen, die das Dach mit tragen. Auch scheint diese Terrasse höher zu sein als die zweite Ebene.
Aber wir erkennen hier, wie die Frontpanele auf der Mauer aufgestellt und winddicht geschlossen sind, auch die Lüftungstüren sind geschlossen. Belüftet wird in diesem Bild durch seitliche Lüftungstüren, um Zugluft zu vermeiden.
Im Bild gut zu erkennen ist aber hier trotzdem das eher beschränkte Lichtangebot, denn auch wenn die Fesnterfläche größer erscheint, wirkt es doch dunkler als die zweite Ebene - es zeigt, daß Licht im Winter zwar Priorität hatte, aber Wetter und Klimaschutz wesentlich wichtiger waren.
Ineressant ist, daß im Gegensatz zu den Pomeranzenhäusern und Orangerien es keinen zusätzlichen Schutz gibt, wie Fesnterläden oder innere Vorhänge als Schutz gegen Wärmeverluste - dies ist aber bei den Orangerien weiter nördlich zumeist zu finden.
Johann Christoph Volkamers Rat, das im Winter Orangerien mit solch großen Glasfronten so zu kultivieren sind, daß die Pflanzen in einem erwärmten Erdreich stehen, ist bei den Limonaia kaum gegeben. Es wird hier also eine sehr kalte Kultur angestrebt, die sicherlich viel Feingefühl und Geschick des Limonaia Gärtners bedarf. Wollte man diese Kultur optimieren, müsste man nur den Boden ein wenig erwärmen, was sicherlich einem explosionsartigen Gedeihen der Pflanzen schon im zeitigen Frührjahr bekohnt würde...

Die obere Terrasse
Wir können gut erkennen, daß die obere Terrasse nicht so hoch, dafür etwas breitet angelegt ist. Die Pflanzen haben wesentlich mehr Tiefe bis zur Rückwand, aber die Kronen sind zum Teil schon fast an den Dachplatten angelangt.
Wir erkennen aber auch, wie wenig Licht auf Boden und damit Stamm fällt. Etwas, was Johann Christoph Volkamer sicherlich im Jahre 1714 bemängelt hätte, denn Ihm war aufgefallen, wie wichtig die Erwärmung des Wirzelbereiches war und riet daher, den Boden der Orangerie zu erwärmen oder die Kübel von der Sonne bescheinen zu lassen, damit diese sich aufheizen.
Wir können aber nochmals erahnen, wie sich die Dachelemente der ersten Terrasse unter den Panelen ins Innere schieben,sehen im Hintergrund, wie die Frontpanele auf diese Dachplatten aufgesetzt sind - und erkennen damit den Durchbruch zur unteren Terrasse.>BR> Zudem kann man auch den Wirtschaftweg erkennen, der vorn an der Vorderseite entlang verläuft. So kann man von innen die Lüftungstüren bedienen, den Wasserabzug nach kräftigen Regenfällen kontrollieren, aber auch die Wirtschaftswege zwischen den Pflanzen erreichen.
Es muss ein Hochgenuss sein, an einigen Tagen dort zu stehen, wenn die Luft gesättigt ist, vom Duft der Blüten und der ätherischen Öle, die von den Blättern aufsteigen.
Es ist kein Wunder, warum früher in einigen großen Orangerien Feste und Bälle gefeiert wurden - man teilte so diese Momente... insbesondere in Zeiten, wo der Mensch selbst nicht zwingend gut roch!

Limonaia, obere Terrasse, Wirtschaftsweg
Die Limonaia von innen, Blick auf die Holzkonstruktion

Blick auf die Holzkonstruktion der unteren Terrasse
Werfen wir nun einen Blick auf die untere Terrasse, insbesondere auf die Holzkonstruktion. Hier sieht man, wie die Pflanzen angebunden sind.
Man sieht gut, wie die Äste und Zweige an der Holzkonstruktion angebunden sind und so gestützt werden. Dies ist bei kleineren Pflanzen im Hochertrag eine sehr wichtige Maßnahme, denn so stoppt man den von den Pflanzen selbsttätigen ausgelösten Fruchtabwurf. Man kann so die Pflanze zu einem höheren Ertrag bringen, weil die Bruchlasten der Äste nicht erreicht wird.
Daher sind diese Spalieranzuchten in vielen Terrassenanbaugebieten durchaus üblich.
Am Rande zu erwähnen ist, daß in italienischen Terrassenanbaugebieten für Wein an einigen Steilhängen eine Pergola-artige Gerüststruktur errichtet wird. Die rankenden Weinreben werden parallel zum Erdboden über den Boden entlang der Strukur geführt. So hängen die Trauben von oben nach unten. Die Trauben hängen damit frei, so daß Regenwasser und Tau leicht ablaufen und abtropfen können - dies beugt einem Pilzbefall der Weintrauben vor.
Gleiches macht man in einigen Gebieten mit Citrus-Pflanzen, doch hier geht es nicht um die Früchte vor Pilzkrankheiten zu schützen, sondern eher darum, daß die Ernte leichter fällt, zudem die Äste gestützt sind - und damit mehr Früchte tragen können.
Die Holzkonstruktion in der Limonaia dient daher zum Teil auch diesem Zweck, so daß kleinere Pflanzen, mit Schnitt kompakt gehalten, trotzdem hohe Fruchterträge erbringen.

An der Rückwand der oberen Terrasse
Zeigt sich, daß man auch die Rüchwand für Spalierpflanzungen nutzen kann. Bei uns zogen viele Bauern wärmeliebende Obstsorten von Apfel und Birne an der Hauswand, um mehr Früchte und bessere Qualität zu erhalten, so machte man dies in einigen Gebieten auch mit Citrus-Pflanzen.
Immer wieder hört man auch, daß Pflanzen nördlich des Gardasee an günstigen Standort im Spalier frei ausgepflanzt an Hauswänden gezogen werden, so ist dieses Verfahren in der Limonaia schlicht eine weitere Möglichkeit einfach mehr Pflanzen und damit mehr Ertrag zu erreichen.
Denn Platz ist, wie man im Bild erkennen kann, nicht gerade reichlich vorhanden.
Deutlich erkennt man, das die obere Terrasse weniger hoch errichtet worden ist, die Pflanzen reichen zum Teil fast schon an die Dachkonstruktion heran.
Regemäßiger Schnitt ist hier unumgänglich, vor allem im Herbst, damit die Dachkonstruktion nicht mit den kräftig gewachsenen Pflanzen kollidiert. Zudem werden die Triebe dann abgebunden, damit die dort wachsenden Früchte erhalten bleiben.
Aufmerksam betrachtet, sieht man, wie wenig Licht zum Teil in die Bereich des Kulturraums fällt - trotz der großen Fensterfronten. Es ist kein Vergleich zum abgedeckten Zustand, wenn das Licht völlig ungehindert die Terrasse erreicht. Aus eigener Erfahrung wirkt dies in vielen Orangerien sehr hell, doch der subjektive Eindruck trügt, denn oft erreichen gerade 10% bis höchstens 20% des vollen Tageslichtes die Pflanzen. Nicht weil das Glas das Licht filtern würde, sondern weil die Schatten der Elemente und die Abdeckungen die maximale Lichtmenge deutlich reduzieren.

Obere Terrasse, innen, Blick auf die Holzkonstruktion
Die Limonaia, obere Terrasse

Auf dem Wirtschaftsweg der oberen Terrasse
Erneut sieht man, wie eng es eigentlich auf den Terrasse ist, aber man kann auch erkennen, wie gut der Fruchtbehang ist.
Deutlich sieht man, wie die Pflanzen an der Holzkonstruktion befestigt sind, aber auch der leicht spalierartige Aufbau der Pflanzen wird so deutlich.
Erneut sieht man die Dachkonstruktion mit den aufgelegten und an der Holzkonstruktion befestigten Dachplatten. Im Hintergrund kann man dann die seitlichen Panele erkenen, welche die Seitenwände gegen die Dachplatten abdichten.

Wirtschaftsweg der unteren Terrasse
Nun auf der unteren Terrasse, hier ist ein wenig mehr Platz als in der oberen Terrasse, vor allem ist der Raum deutlich höher.
Am rechten Bildrand kann man zudem den Durchbruch unter der Dachkonstruktion zur oberen Terrasse erkennen, deutlich sieht man die dort stehenden Pflanzen.
Das Bild zeigt aber auch, daß nicht nur Zitronen (Citrus limon) in den Limonaia kultiviert worden sind, sondern auch Apfelsinen (Citrus sinensis) und im Bild am rechten Rand auch Mandarinen (Citrus reticulata) in den Limonaia gehalten worden sind.

Limonaia von innen
Die Limonaia von innen, Blick auf eine Apfelsine

Blick zurück
Blick man nun von der Mitte zurück in Richtung des Mandarinenbaums, sieht man das dort auch ein Apfelsinenbaum in der Reihe der Pflanzen steht. Die Limonaia mag den Namen von den vielen Zitronen haben, die dort ursprünglich kultiviert und gezogen worden sind, aber durchaus eignet sich das Klima auch für alle anderen Citruspflanzen, die nicht zwingend viel Wärme zu guter Fruchtqualität benötigen.
Schön sind die orangen Früchte an der Pflanze zu erkennen und der leicht andere Wuchs, im Vergleich zu den Zitronen.


 
Damit werde ich nun das Kapitel der Limonaia am Gardasee beenden und bedanke mich bei Andrea Arosio für seine umfangreichen Informationen zu der Limonaia, die er am Gardasee unterhält. Tradition setzt sich so fort und kann bewahrt werden, etwas was man sich auch an anderen Orten wünscht.