Rundgang und Impressionen durch das Gewächshaus für Subtropische und Tropische Nutzpflanzen in Witzenhausen

Der virtuelle Rundgang und Impressionen durch und aus dem Gewächshaus für Tropische und Subtropische Nutzpflanzen der Universität Kassel am Standort Witzenhausen an der Grenze zu Niedersachsen ist nicht nur für Citrus Liebhaber ein Genuss.
Viele Pflanzen, die uns zum Teil nur aus Büchern und Texten bekannt sind, findet man hier, lebendig und auch in zum Teil imposanter Größe.
Doch zunächst will ich den Aufbau des Hauses mal vorstellen..

Grundriss des Gewächshauses
Gut am Grundriss kann man nun die Aufteilung erkennen. Vom Eingang gelangt man in den Bereich der Subtropen, wo eher Pflanzen aus den klimatisch milderen Lagen der tropischen Nutzpflanzen, also Subtropen vorgestellt werden. Von dort geht es dann in das Kaffeehaus, wo eher Hochlandgewächse kultiviert werden, um dann im Palmenhaus hochgewachsene Gewächse zu bewundern. Auf dem Rückweg geht man durch das tropisch-feuchte und sehr warme Kakaohaus zurück in den Bereich der Subtropen, hier der Bereich, wo insbesondere die Citrus-Pflanzen kultiviert werden.
Zu Bestaunen sind nicht nur Großpflannzen, in hunderten von Töpfen und Kübeln werden Pflanzen gehalten, aber auch Feldkulturen in Miniaturausführung gezeigt.

Vom Grundriss, auf dem wir uns nun immer wieder orientieren können, wo wir uns gerade befinden, sollte der Rundgang nun beginnen.
Vorweg: Eine Anmeldung zu einer Führung ist nicht nötig, aber eine Anmeldung zum Betreten des Gewächshauses muss sein.

Das Gewächshaus hat wenig Parkplätze vor dem Eingang und es wirkt recht unscheinbar.
Die Schätze im Inneren stehen in keinem Verhältnis zum Äusseren.

Der Eingang zum Gewächshaus
Der Eingang zum Gewächshaus in Witzenhausen

Ein großes Insektenhotel direkt am Eingang macht klar, daß es hier um Biodiversität geht..
Der Erhalt unserer Kultursorten, der vielen Arten und der Vielfalt der Pflanzenwelt ist im Gewächshaus Programm. Man zeigt hier einfach, daß man sich um die Kultursorten bemüht. So zeigt das Insektenhotel die enge Bindung von Fauna und Flora, denn viele der in der Sammlung gezeigten Pflanzen sind auf insekten als Bestäuber und Befruchter angewiesen.
Das Gewächshaus legt daher Wert auf biologische Schädlingsbekämpfung und das Insektenhotel zeigt, wie man im heimischen Garten auch die wichtigen insekten als Heer von Schädlingesbekämpfern und Bestäubern in der Nähe halten kann und diesen Unterkunft für den Winter und die Nachkommen.

Insektenhotel am Eingang
Aussenansicht des Gewächshauses

Die Aussenansicht des Gewächshauses.
Die lange Front mit dem hohen Dach des Bananenhauses im Hintergrund, von aussen kann man die Größe des Gewächshauses nur schwer erahnen, aber die imposante Länge ist schon bemerkenswert.
Am rechten Bildrand erkennt man den Vorbau flankierende, große Sträucher von Poncirus trifoliata deren reicher Fruchtbehang im Herbst eine wundervolle Zier ist. Durch die Riffelglasscheiben dringt das direkte Sonnenlicht nur gefiltert in den Innenraum, beschert aber trotzdem der Artenvielfalt ausreichend Energie für ein überschwengliches Wachstum.
Denn im Inneren platzt das Haus nahezu von Pflanzen, Arten und Formen der Pflanzenwelt aus den immerwarmen Regionen der Erde, und alle Pflanzen im Gewächshaus sind in irgendeiner Form für den Menschen nützlich. Sei es aus medizinischer Hinsicht, zur Ernährung oder andere Ressource.

Im Vorraum des Gewächshauses haben die Gärtner ihren Arbeitsplatz. An den typischen Arbeitstischen werden Nachzuchten umgetopft, Sämlinge pikiert und aus Früchten Samen gewonnen und in Paletten gesetzt.
Viele Infotafeln an den Wänden verraten mehr über die Pflanzen und deren Fruchtstände und die Ergebnisse der Kultur hängen von der Decke.
Viele Töpfe stehen hier von Pflanzen, die ein neues Gefäss benötigen, aber auch Informationsbroschüren und Jungpflanzen die man käuflich erstehen kann. Viele Eimer und Kübel enthalten Mineralsand, Rindenschrot, Torf, Kokosfasern und andere Ausgangsmaterialen um für jede Pflanze das passende Substrat anmischen zu können, um so eine optimale Kultur zu garantieren.

Vorraum des Gewächshauses, Arbeitsflächen für die Gärtner

Betritt man das Gewächshaus weiß man gar nicht wo man vor lauter Grün hinsehen soll. Dabei fällt ein imposanter Sisal auf, der direkt in der Mitte nahe des Eingangs im Subtropenbereich gedeiht.
Diese wichtige Faserpflanze ist die imposanteste Pflanze im vorderen Bereich und ihre langen Blätter haben lange Fasern, aus denen man dann den Rohstoff für Seile und Stoffwebereien gewinnt. Da andere Faserpflanzen in warmen Gebieten nur schwer oder schlecht gedeihen, zumal Sisal mit weniger Wasser auskommt als andere Pflanzen liegt hier ein großes Potential dieser Pflanze, gerade in den immerwarmen Gebieten der Erde, wo nicht immer genügend Wasser zum bewässern von anderen Faserpflanzen zur Verfügung steht...
Genügsam und wenig anfällig gegen Schädlinge ist sie Kern und Symbol für einen nachhaltigen Kulturanbau in trockneren Regionen der Erde.

die grosse Sisal Agave im Eingangsbereich
Verschiedene Chili-Pflanzen im Eingangsbereich

Direkt am festen Plattenweg ist dann eine Vielzahl von Chilies angepflanzt. Auch diese Pflanzen wachsen eher in den Sandingen Böden, sind aber für eine feuchte Kultur dankbar.
Hier wachsen milde Sorten, aber auch extrem scharfe Sorten in vielen Farben und Formen. Andere Sorten, die eher tropisches Klima benötigen werden dann in Töpfen in anderen Klimazonen des Gewächshauses kultiviert.
Jede Sorte ist beschildert und allein hier zeigt sich eine farbenfrohe und bunte Vielfalt einzelner Früchte und auch deren Inhaltsstoffe und deren Verwendung. Von Nahrungsmittel bis zur Quelle von Capsaicin als Quelle für die Pharamzeutische Verwendung, die Sortenvielfalt der Chilis läßt dies zu. Probieren ist hier meist eine Art russisches Roulette, denn gegen die ´verbrannte´ Zunge hilft nur wenig.

Folgt man dem Plattenweg und kommt nun durch die Glastür steht man im Gang des Teehaus, oder Kaffeehaus, wie es im Grundriss heißt. Im Vordergrund des Bildes sieht man die niedrigen Teepflanzen, Camelia sinensis, im Hintergrund kommt dann eine regelrechte Kaffeeplantage aus verschiedenen Kaffeesorten.
Auch beim Tee sind verschiedene Kulturselektionen angepflanzt und stehen so für Forschungen und als Mutterpflanze für Projekte der Universität Kassel, wie z.B. Entwicklungsprojekte.
Doch auch hier wird der Tee regelmäßig gepflückt und auch verwendet, Untersuchungen und Selektionen geben Rückschlüsse auf die Inhaltsstoffe und die Selektion soll helfen, für bestimmte Anbaugebiete weniger empfindliche, angepasste und ertragreiche Sorten zu finden. So wird auch hier an neuen Selektionen geforscht, und diese dann mithilfe der Auslandsprojekte auch vor Ort beobachtet.

Gang zum Kaffeehaus, wo auch eine kleine Teeplantage kultiviert wird.
Blick auf die kleine Teeplantage im Kaffeehaus

Hier ein Blick über die kleine Teeplantage im Gewächshaus.
Im Hintergrund nehmen andere Nutzpflanzen den Raum unter dem höheren First ein, wie zum Beispiel Myristica fragrans, die Muskatnuss. Auch hier findet regelmäßig eine Ernte der Früchte statt, die dann mit anderen Sammlungen und Instituten getauscht werden, um die Selektionen zu erhalten und auch die so die Arten zu erhalten.
Die Teesträucher im vordergrund stehen wie in den Plantagen dicht an dicht und bilden geschlossene Reihen, wie auch im Hochland der Anbaugebiete. Der hier geerntete Tee kommt bei den Inhaltsstoffen teuren Tiefland Schatten Tees sehr nahe und ist daher bei vielen Leuten begehrt, so daß der Diebstahl der feinen Triebspitzen dem Personal oft zu schaffen macht.
Auch hier achtet man auf Arten und Selektionen, die genügsam sind und weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind.

Nach dem Tee gelangt man nun in die feuchte und warme Kaffeeplantage.
die über mannshohen Pflanzen sind etwas höher als im Ertragsanbau, und es sind auch hier verschiedene Sorten angepflanzt, die man bestaunen kann. Dazwischen auch immer wieder kleine Nutzpflanzen, die klimatisch und von den Kulturansprüchen ähnlichsind, so daß auch vorbildgerecht eine ertragsfördende Mischkultur unterschiedlicher Nutzpflanzen aufgezeigt wird, und der Ertrag und das Einkommen auf den Nutzflächen maximiert werden kann.
Die großen Kaffeepflanzen sind jedoch für die meisten Besucher der Hingucker schlechthin, da diese bis dicht an den Dachfirst dem Licht entgegen sich strecken und deren dunkelgrünes Laub das Auge verwöhnt.
Zwischen den Pflanzen wähnt man sich wirklich wie in einer Plantage in den tropischen Anbaugebieten.

Die kleine, aber feine Kaffeeplantage
Reicher Behang mit Kaffeefrüchten

Reicher Behang ziert dabei die vielen Kaffeepflanzen, Coffea arabica und anderen Arten des Familie Coffea. Für einen Laien sind die Arten kaum zu unterscheiden, die Sorten der Arten dann noch weniger, doch das Personal im Gewächshaus weiß auch hier entsprechendes zu erzählen und zu erläutern, so daß man die Unterschiede kennen lernen darf. So bekommt man mehr Eindruck von dem, was Millionen Deutsche morgens am Frühstückstisch und über den Tag verteilt als tonisierendes Getränk zu sich nehmen.
Man merkt es hier anhand der vielen Arten und Sorten rasch, daß nur die Auslese und Mischungletztendlich den Geschmack ausmachen. So zeigen sich dann auch die Klimaeinflüsse der anbaugebiete, wie beim Tee, vom Hochland bis zum Tiefland in den Früchten, deren Fleisch entfernt wird, und die weißen Samen dann getrocknet und geröstet werden.

Auch im tropischen Kaffeehaus sind andere Früchte zu finden, wie hier diese fruchtenden Papayas, Carica papaya. Diese tropische Staude ist ein typisches Fruchtgewächs der Tropen und die melonenartigen Früchte gaben der Staude auch den Namen "Melonenbaum".
Auch hier sieht man die reifen Früchte neben den unreifen Früchten, als Zeichen, daß sich die Pflanze dort wohl fühlt und die Nachkommenschaft und Arterhaltung gesichert ist. Geschmacklich sind diese ´deutschen´ Papayas geschmacklich feiner und wesentlich süsser als die meisten Papayas im Handel. Einfach, weil hier die Früchte erst bei absoluter Vollreife vom Baum genommen werden und aufgrund der optimalen Entwicklung und sehr individuellen Pflege auch eben ein paar Bonuspunkte im Geschmack verbuchen können. Auch hier sonnen sich die tropisch großen Blätter im Sonnenlicht unter dem Gewächshausfirst.

Reife Papaya an einer tragenden Papaya Staude
Das Bananenhaus mit zum Teil tragenden Bananen Stauden

Im extrahohen Bananenhaus am Ende des Gewächshauses. Hier gibt es noch einige Klimakammern für Forschungen, und damit Studien zur Entwicklung der Pflanzen in entsprechenden Klimagebieten.
Im Bananenhaus stehen dann auch eine Vielzahl von Bananenarten und Selektionen, wie z.b. eine kleinere Pflanze, die man in einer Oase im Oman entdeckt hat, die sehr ertragreich ist und sich in dem Oasenkleinklima über Jahrzehnte hinweg angepaßt hat. Diese Pflanze ist im Gewächshaus, weil man hier hofft, daß diese Pflanze mit weniger Ressourcen auskommt, also dank der Anpassung an die Oase einfach genügsamer ist. Da Bananen bei uns meist unreif angeliefert werden, ist es ein besonderes Erlebnis, diese Oasen-Banane versuchen zu dürfen, deren Geschmack, vollreif direkt vom Fruchtstand, einzigartig und unvergleichlich ist. Schade, das man diesen Geschmack nicht im Handel erstehen kann.

Neben den Bananenstauden, und der schwül tropischen Atmosphäre des Bananenhauses wachsen dann noch andere, hochaufragende Pflanzen, wie die Kokos-Palme, Cocos nucifera. Dicht unter dem Dachfirst recken sich die Blätter wie ein gigantischer Schirm der Sonne entgegen. Die Blätter sind Faserlieferant und als Baumaterial für Hütten und Matten sehr beliebt. Die Kokosfrucht, keine Nuss, sondern eine Steinfrucht, dient ebenfalls als Faserpflanze, der ölreiche Kern ist Nahrungmittel und Brennstoff zugleich, der oft flüssige Restinhalt ist Nahrungsmittel. Die Schalen sind auch Brennstoff, und aus dem getrockneten Fruchtfleisch gewinnt man das Kopra, das pure trockene Fruchtfleich, welches dann in Ölmühlen gepresst wird und so das wertvolle Kokosöl gewonnen wird.
Die Kokospalme ist daher Symbol für die vielfältige Nutzung einer Pflanze im Alltag des Menschen.

eine riesige Kokospalme mit Kokosnüssen
Blick in die Kakaoplantage

Vom Bananenhaus gelangt man nun in das Kakaohaus, wo unter dein gedämpftes, grünes Licht einem umfängt. Die langen Stämme der Kakao Pflanzen, Theobroma cacao sind hier kleiner als in vielen Plantagen, aber trotzdem sehr ertragreich. Ring um den Stamm findet man Unmengen der kleinen, unscheinbaren Blüten. Kauliflorie nennt man dies, und so wachsen die lang ovalen, hartschaligen Früchte direkt am Holz der Pflanze, meist am Stamm un den Hauptästen. Im Inneren, einem weichen Fruchtfleich eingebettet liegen dann die rotbraunen Samen, die im Fruchtfleisch fermentiert und auch getrcoknet werden. Erst dann kommen die Samen in den Handel, und ähnlich dem Kaffee macht auch hier das Anbaugebiet und Klima mit verantwortlich für Qualität und Geschmack der Kakaobohnen.
Auch in Witzenhausen werden wie beim Kaffee verschiede Sorten des Kakao angebaut und erforscht.

An den Trennwänden stehen dann Tische und Ablkagen und auf diesen alle Formen von Kübeln und Töpfen. Hier stehen Jungpflanzen und neue Selektionen, aber auch Pflanzen der Sammlung, die im freien Beet keinen Platz gefunden haben. Mühelos könnte das Gewächshaus auf die doppelte oder dreifach Größe vergrößert werden, damit alle Pflanzen in Beetkultur präsentiert werden könnten. Trotzdem, die Vielzahl ist bemerkenswert, und selbst unscheinbare kleine Pflanzen haben ihre eigene Geschichte. Geschichten, die Dr. Hammer als Leiter der Station aus seiner langen Zeit am Standort Witzenhausen zu erzählen weiß. Auch in den Beeten, an den Rändern und auch Regalen unter dem Dach stehen hier Töpfenund Schalen, dicht an dicht, bepflanzt mit vielen Pflanzen, darunter auch berüchtigte Pflanzen, wie der Peyote-Kaktus, Lophophora williamsii, als bekannteste Quelle der Droge Mescalin.

Und überall kleine Töpfe und Kübel
rankende Vanilie

Drogenpflanzen zu finden ist dank der Vielzahl an Töpfen und Stellflächen nahezu unmöglich, ohne fachkundige Führung. Gewürze, wie hier die Vanille, Vanila planifolia, findet man dagegen zu Hauf, direkt am Wegesrand oder in gut beschilderten Töpfen und Schaupflanzen an den Wegen. Die tropische Orchidee, deren fermentierte Samenstände einst das teuerste Gewürz der Erde darstellten wächst daher direkt am Rand des Plattenweges auf Augenhöhe, und trotzdem erkennen die meisten Besucher es nicht als Vanilie.
würde nicht ein Schild darauf aufmerksam machen, die meisten Besucher gingen achtlos an dieser Pflanze vorbei, aufgrund deren Samenstände und ihres aussergewöhnlich lieblichen Geschmacks sich sogar Kriege entwickelten. Die echte Vanilie ist eine Kletterpflanze, die hoch rankt und unter dem Dach entlang gezogen wird. Auch hier findet man die typischen Samenstände und erahnt den komplizierten Ertragsanbau. Selbst heute ist die Kultur komplex und schwer und auch heute ist echte Vanilie eines der teuersten Gewürze der Welt.

Nun steht man im Gang zur Orangerie, und die ersten großen Citrus-Pflanzen sind hier die tropischen Vertreter dieser Familie. Übermannshoch ragt die Pflanze auf, direkt im Boden verwurzelt. Blätter, so groß wie Männerhände trägt diese Pflanze, wie in ihrer tropischen Heimat. Früchte mit einem Gewicht von über 2 Pfund trägt diese Pflanze aufgrund der Pflege und des tropischen Klimas, die Pampelmuse. Wundervoll kann man hier die botanischen Merkmale zwischen den einzelnen Citrus Arten vergleichen und erfahren. Die Pflanzen sind ja wie am natürlichen Standort gewachsen, und lassen daher diese Vergleiche zu. Gerade die herrlichen Pampelmusen, Citrus maxima sind hier schon bemerkenswert, und der Fruchtbehang im Kroneninneren fällt den Besuchern auch wenig auf, ist aber eines der typischen Merkmale. Es ist schlicht für jemand wie mich mit einer Leidenschaft für Citrus beeindruckend.

Gang zur Orangerie
Kleine Chilies am Strauch

Und am Wegesrand immer wieder andere Nutzpflanzen, auch als Unterpflanzung. Hier ein paar kleine, aber schön scharfe Chilies am Strauch. Man kann ja nicht wiederstehen, diese an die Sorte "Piri Piri" erinnerde Sorte, zu versuchen. Die roten Früchte sind so zahlreich, das abgefallene Früchte am Boden zu finden sind, hier man den Saft mal versuchen und stellt fest: Höllisch scharf. So steht diese Pflanze im Bereich der Tropen, direkt neben den schmackhaft, mild süssen Citrus Früchten, ein Kontrast, wie er heftiger nicht sein könnte.
Als Unterpflanzung findet man dann auch noch Pflanzen die Farbstoffe enthalten, oder als Insektizid benutzt werden, dabei sind gerade diese zum Teil hochgiftigen Pflanzen oft die unscheinbarsten. Gut daher, wenn ein fachkundiger Begleiter einen darauf aufmerksam macht und auch die Sache klar beschreiben kann.

Und dann im Eingangsbereich der Orangerie stehen Citrus in Töpfen und Kübeln, dicht an dicht. Von tropisch bis winterhart, von Citrus hystrix und Citrus ichangensis bis zu einer ausgepflanzten Poncirus trifoliata direkt an der Tür.
Viele Arten und Sorten stehen hier, umrahmt von übermannshohen ausgepflanzten Bäumen in der Mitte.
Die Temperaturen hier sind alles andere als kalt. Im Winter 2010 hat man Bodentemperaturen von 13° C bis 15° C im Boden, am Fundamentrand zwischen 10° C bis 13° C im Randbereich der Orangerie ermittelt. Hingeben liegen die Lufttemperaturen zwischen 15° C und 21° C, schwankend durch Lüftung und Heizung im Winter. Es ist also eine temperierte Überwinterung, keinesfalls aber eine kalte Kultur, und trotzdem ist diese sehr erfolgreich, die Pflanzen gedeihen gut und sind gesund.

Citrus, in Töpfen und Kü,beln
Sastuma Baum in der Orangerie

Zu den großen Bäumen im Gewächshaus gehört auch diese riesige Satsuma, Citrus unshiu, veredelt auf Poncirus trifoliata in der Mitte unter dem Dachfirst. Unter dem schirmartigen Kronendach finden sich dann doch auch Früchte, die an langen, zu Boden hängenden Ästen in großen Trauben hängen. Die Früchte sind leicht puffig und es feht ein wenig an Säure, da das eher tropisch warme Klima der Satsuma nicht gefällt, aber trotzdem von bestechender Süsse. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl im Schatten des Kronendaches, ringsum in dukelngrünen Laub orange Früchte im Sonnenlicht glitzern, zu stehen. Als Citrus Liebhaber wünscht man sich just so eine Pflanze in einem ebenso grünen Wohnzimmer.
Im Hintergrund erkennt man dann wieder ein Regal, bis zu völligen Erwschöpfung an Raum vollgestellt mit weiteren Töpfen und Gefässen voll von nutzbaren Pflanzen, die sich dort dem Licht entgegen recken.

Und überall große Citrusbäume in der Mitte unter dem Dachfirst. Hier im Bild eine erneut übnermannshohe Apfelsine, Citrus sinensis in der Sorte "Valencia". Das dunkelgrüne Laub legt sich schützend über die orangen Früchte, die sich ausser Reichweiter unter dem Glasdach sonnen. Diese auf Citrus aurantium veredelte Pflanze ist sehr ertragreich und gedeiht im subtropischen Klima in der Mitte des vorderen Gewächshausbereiches hervorragend. In der Reihe stehen dann weitere große Citrus Bäume, wie eine Kumquat, Fortunella margarita oder auch eine Zitrone, Citrus limon, die alle reich mit Früchten beladen sind, wenn diese nicht gerade voll von unreifen Früchten sind. Da scheinbar ein gleichmäßigeres Klima herrscht, entdeckt man auch immer wieder an Zweigen und Trieben neue Blüten, da die Pflanzen auch hier immer wieder Nachblüten treiben.

Citrus Bäume in der Orangerie
Blick durch den Gang der Orangerie, Citrus überall

Blickt man in der Orangerie den Hauptweg an der Seite des Gewächshauses zurück, so sieht man überall Citrus. In riesigen Kübeln und Eimern stehen dann richtige Bäume, auch hier oft reich mit Früchten besetzt. in der Mitte ragen dann die richtigen Citrus Bäume auf, mit Stämmen dick wie ein Elefantenbein.
Flachwachsende Kürbisse und andere kriechende Pflanzen bedecken den Boden, während an der Fensterfront, die nach Südwesten zeigt, alles mit Citrus vollgestellt ist, die sich im grellen Sonnenlicht nach oben recken. Einige Kübeel sind im Boden eingelassen, andere Pflanzen im Boden gepflanzt, wieder andere in kleinen Töpfen im Schatten der Heizschlangen der Gewächshauswand aufgestellt. Verschiedenste Wuchsformen und Fruchtformen reihen sich hier in der Reihe auf, und der Citrus Liebhaber kommt auf seine Kosten.

Hochaufragend auch die Zitrone, Citrus limon, als Halbstamm gezogen und auf Citrus aurantium veredelt....
Auch hier recken sich große dunkelgrünee Blätter dem Sonnenlicht entgegen und im Kroneninneren leuchten gelbe und unreif-grüne Zitronen dem Betrachter entgegen.
Unter den schattigen Kronendach gedeihen Wildkräuter und tropische Gräser, deren Samen wie Getreide genutzt werden.
Durch das dichte Kronenlaub der Zitrone kann man die ausladenden Blätter der Sisal-Agave sehen, die eingangs erwähnt wurde.
Der underbare, saubere und gepflegte Stamm der Zitrone ist eine Augenweide, sauber verheilte Schnittflächen machen den Stamm uneben und knubbelig. An den Ästen und Zweigen finden sich auch immer wieder leuchtende und duftende Blüten, die immer wieder neue Früchte entstehen lassen, die junge Zweige nach unten ziehen.

Großer Zitronenbaum
Übermannshoher Apfelsinenbaum mit Früchten

Eine Nachaufnahme des Apfelsinenbaumes in der Mitte naben der Zitrone. Im Hintergrund erkennt man einen der eisernen Ständer der Dachkonstruktion und in der Unterpflanzung der Krone des Apfelsinenbaumes. Auch die Schilder die eine Beschreibung der Art und Sorte der Pflanzen tragen kann man hier erkennen, so daß der Besucher einige Informationen um die große Vielfalt der Pflanzen selbst erlesen kann.
Man erkennt gut im Bild dann das dichte und aufstrebende Astwerk der Apfelsine, Citrus sinensis, "Valencia" in deren oberen Regionen dann auch reife Früchte zu erkennen sind. Zuckersüsse Apfelsinen, in deutschem Klima mit deutscher Sommersonne gereift wachsen dort. Bekommt man dann eine der Früchte zum Probieren, weiß man das auch hierzulande saftige und geschmacklich hervorragende Citrus Früchte gedeihen können. Früchte die den Vergleich mit gekauftem Obst aus dem Handel nicht scheuen brauchen.
Auch hier erkennt man zu Füssen des Baumes gut die Unterpflanzung mit flachwachsenen Nutzpflanzen.

Beindruckend der Blick von der Tür zurück in die Orangerie auf die oben gezeigte Zitrone, Citrus limon. Links und rechts erkennt man die flankierenden Citrus Bäume und deren Fruchtbehang.
Auch die dichte und reiche Bepflanzung des Bodens mit weiteren Nutzpflanzen ist offensichtlich, ebenso wie immer wieder kleinere Sträucher und Gräser neben dünnen, hoch aufgeschossenen Gehölzen die freien Flächen der Bodenflächen ausfüllen.
Die Vielfalt an Nutzpflanzen übersteigt die Wahr- und Aufnahmefähigkeit des Geistes bei Weitem.
Möchte man aber das Citrus-Flair fernab der Anbauländer genießen, in Witzenhausen ist dies möglich. Allein die Größe der Pflanzen ist schon den Besuch wert, doch die Vielfalt der Arten und Sorten in dieser Form sicherlich zusätzlich höchst interessant.

Imposanter Citrusbaum

Es ist gnadenlos toll. Allein die großen Citrus Pflanzen sind einfach Wert es zu bestaunen, doch das Gefühl, völlig in die Tropen einzutauchen, können diese Bilder nur ungeschickt und unvollständig wieder geben. Auch die Artenvielfalt und die vielen Geschichten, die mit jeder Pflanze verknüpft sind, finden hier keinen Raum. Allein der Verwendungszweck der vielen Pflanzen, wobei eine Pflanze oft mehr Verwendungszwecke hat, als man gemein annimmt, würde den Rahmen fast jeder kleineren Homepage sprengen.
Die Klimaregionen und Gerüche lassen einen nahezu aus der realen Welt entschweben, und spätestens im Bananenhaus wähnt man sich im tiefsten Urwald, ein ein wenig Erfurcht und Respekt vor der Natur befällt einen.
Doch, der Besuch lohnt sich.

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