Rundgang und Impressionen durch das Gewächshaus für Subtropische und Tropische Nutzpflanzen in Witzenhausen
Der virtuelle Rundgang und Impressionen durch und aus dem Gewächshaus für Tropische und Subtropische Nutzpflanzen der Universität Kassel am Standort Witzenhausen an der Grenze zu Niedersachsen ist nicht nur für Citrus Liebhaber ein Genuss.
Viele Pflanzen, die uns zum Teil nur aus Büchern und Texten bekannt sind, findet man hier, lebendig und auch in zum Teil imposanter Größe.
Doch zunächst will ich den Aufbau des Hauses mal vorstellen..
Grundriss des Gewächshauses Gut am Grundriss kann man nun die Aufteilung erkennen. Vom Eingang gelangt man in den Bereich der Subtropen, wo eher Pflanzen aus den klimatisch milderen Lagen der tropischen Nutzpflanzen, also Subtropen vorgestellt werden. Von dort geht es dann in das Kaffeehaus, wo eher Hochlandgewächse kultiviert werden, um dann im Palmenhaus hochgewachsene Gewächse zu bewundern. Auf dem Rückweg geht man durch das tropisch-feuchte und sehr warme Kakaohaus zurück in den Bereich der Subtropen, hier der Bereich, wo insbesondere die Citrus-Pflanzen kultiviert werden. Zu Bestaunen sind nicht nur Großpflannzen, in hunderten von Töpfen und Kübeln werden Pflanzen gehalten, aber auch Feldkulturen in Miniaturausführung gezeigt. |
Das Gewächshaus hat wenig Parkplätze vor dem Eingang und es wirkt recht unscheinbar.
Die Schätze im Inneren stehen in keinem Verhältnis zum Äusseren.
Der Eingang zum Gewächshaus in Witzenhausen
Ein großes Insektenhotel direkt am Eingang macht klar, daß es hier um Biodiversität geht.. |
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Die Aussenansicht des Gewächshauses. |
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Im Vorraum des Gewächshauses haben die Gärtner ihren Arbeitsplatz. An den typischen Arbeitstischen werden Nachzuchten umgetopft, Sämlinge pikiert und aus Früchten Samen gewonnen und in Paletten gesetzt. |
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Betritt man das Gewächshaus weiß man gar nicht wo man vor lauter Grün hinsehen soll. Dabei fällt ein imposanter Sisal auf, der direkt in der Mitte nahe des Eingangs im Subtropenbereich gedeiht. |
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Direkt am festen Plattenweg ist dann eine Vielzahl von Chilies angepflanzt. Auch diese Pflanzen wachsen eher in den Sandingen Böden, sind aber für eine feuchte Kultur dankbar. |
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Folgt man dem Plattenweg und kommt nun durch die Glastür steht man im Gang des Teehaus, oder Kaffeehaus, wie es im Grundriss heißt. Im Vordergrund des Bildes sieht man die niedrigen Teepflanzen, Camelia sinensis, im Hintergrund kommt dann eine regelrechte Kaffeeplantage aus verschiedenen Kaffeesorten. |
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Hier ein Blick über die kleine Teeplantage im Gewächshaus. |
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Nach dem Tee gelangt man nun in die feuchte und warme Kaffeeplantage. |
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Reicher Behang ziert dabei die vielen Kaffeepflanzen, Coffea arabica und anderen Arten des Familie Coffea. Für einen Laien sind die Arten kaum zu unterscheiden, die Sorten der Arten dann noch weniger, doch das Personal im Gewächshaus weiß auch hier entsprechendes zu erzählen und zu erläutern, so daß man die Unterschiede kennen lernen darf. So bekommt man mehr Eindruck von dem, was Millionen Deutsche morgens am Frühstückstisch und über den Tag verteilt als tonisierendes Getränk zu sich nehmen. |
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Auch im tropischen Kaffeehaus sind andere Früchte zu finden, wie hier diese fruchtenden Papayas, Carica papaya. Diese tropische Staude ist ein typisches Fruchtgewächs der Tropen und die melonenartigen Früchte gaben der Staude auch den Namen "Melonenbaum". |
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Im extrahohen Bananenhaus am Ende des Gewächshauses. Hier gibt es noch einige Klimakammern für Forschungen, und damit Studien zur Entwicklung der Pflanzen in entsprechenden Klimagebieten. |
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Neben den Bananenstauden, und der schwül tropischen Atmosphäre des Bananenhauses wachsen dann noch andere, hochaufragende Pflanzen, wie die Kokos-Palme, Cocos nucifera. Dicht unter dem Dachfirst recken sich die Blätter wie ein gigantischer Schirm der Sonne entgegen. Die Blätter sind Faserlieferant und als Baumaterial für Hütten und Matten sehr beliebt. Die Kokosfrucht, keine Nuss, sondern eine Steinfrucht, dient ebenfalls als Faserpflanze, der ölreiche Kern ist Nahrungmittel und Brennstoff zugleich, der oft flüssige Restinhalt ist Nahrungsmittel. Die Schalen sind auch Brennstoff, und aus dem getrockneten Fruchtfleisch gewinnt man das Kopra, das pure trockene Fruchtfleich, welches dann in Ölmühlen gepresst wird und so das wertvolle Kokosöl gewonnen wird. |
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Vom Bananenhaus gelangt man nun in das Kakaohaus, wo unter dein gedämpftes, grünes Licht einem umfängt. Die langen Stämme der Kakao Pflanzen, Theobroma cacao sind hier kleiner als in vielen Plantagen, aber trotzdem sehr ertragreich. Ring um den Stamm findet man Unmengen der kleinen, unscheinbaren Blüten. Kauliflorie nennt man dies, und so wachsen die lang ovalen, hartschaligen Früchte direkt am Holz der Pflanze, meist am Stamm un den Hauptästen. Im Inneren, einem weichen Fruchtfleich eingebettet liegen dann die rotbraunen Samen, die im Fruchtfleisch fermentiert und auch getrcoknet werden. Erst dann kommen die Samen in den Handel, und ähnlich dem Kaffee macht auch hier das Anbaugebiet und Klima mit verantwortlich für Qualität und Geschmack der Kakaobohnen. |
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An den Trennwänden stehen dann Tische und Ablkagen und auf diesen alle Formen von Kübeln und Töpfen. Hier stehen Jungpflanzen und neue Selektionen, aber auch Pflanzen der Sammlung, die im freien Beet keinen Platz gefunden haben. Mühelos könnte das Gewächshaus auf die doppelte oder dreifach Größe vergrößert werden, damit alle Pflanzen in Beetkultur präsentiert werden könnten. Trotzdem, die Vielzahl ist bemerkenswert, und selbst unscheinbare kleine Pflanzen haben ihre eigene Geschichte. Geschichten, die Dr. Hammer als Leiter der Station aus seiner langen Zeit am Standort Witzenhausen zu erzählen weiß. Auch in den Beeten, an den Rändern und auch Regalen unter dem Dach stehen hier Töpfenund Schalen, dicht an dicht, bepflanzt mit vielen Pflanzen, darunter auch berüchtigte Pflanzen, wie der Peyote-Kaktus, Lophophora williamsii, als bekannteste Quelle der Droge Mescalin. |
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Drogenpflanzen zu finden ist dank der Vielzahl an Töpfen und Stellflächen nahezu unmöglich, ohne fachkundige Führung. Gewürze, wie hier die Vanille, Vanila planifolia, findet man dagegen zu Hauf, direkt am Wegesrand oder in gut beschilderten Töpfen und Schaupflanzen an den Wegen. Die tropische Orchidee, deren fermentierte Samenstände einst das teuerste Gewürz der Erde darstellten wächst daher direkt am Rand des Plattenweges auf Augenhöhe, und trotzdem erkennen die meisten Besucher es nicht als Vanilie. |
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Nun steht man im Gang zur Orangerie, und die ersten großen Citrus-Pflanzen sind hier die tropischen Vertreter dieser Familie. Übermannshoch ragt die Pflanze auf, direkt im Boden verwurzelt. Blätter, so groß wie Männerhände trägt diese Pflanze, wie in ihrer tropischen Heimat. Früchte mit einem Gewicht von über 2 Pfund trägt diese Pflanze aufgrund der Pflege und des tropischen Klimas, die Pampelmuse. Wundervoll kann man hier die botanischen Merkmale zwischen den einzelnen Citrus Arten vergleichen und erfahren. Die Pflanzen sind ja wie am natürlichen Standort gewachsen, und lassen daher diese Vergleiche zu. Gerade die herrlichen Pampelmusen, Citrus maxima sind hier schon bemerkenswert, und der Fruchtbehang im Kroneninneren fällt den Besuchern auch wenig auf, ist aber eines der typischen Merkmale. Es ist schlicht für jemand wie mich mit einer Leidenschaft für Citrus beeindruckend. |
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Und am Wegesrand immer wieder andere Nutzpflanzen, auch als Unterpflanzung. Hier ein paar kleine, aber schön scharfe Chilies am Strauch. Man kann ja nicht wiederstehen, diese an die Sorte "Piri Piri" erinnerde Sorte, zu versuchen. Die roten Früchte sind so zahlreich, das abgefallene Früchte am Boden zu finden sind, hier man den Saft mal versuchen und stellt fest: Höllisch scharf. So steht diese Pflanze im Bereich der Tropen, direkt neben den schmackhaft, mild süssen Citrus Früchten, ein Kontrast, wie er heftiger nicht sein könnte. |
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Und dann im Eingangsbereich der Orangerie stehen Citrus in Töpfen und Kübeln, dicht an dicht. Von tropisch bis winterhart, von Citrus hystrix und Citrus ichangensis bis zu einer ausgepflanzten Poncirus trifoliata direkt an der Tür. |
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Zu den großen Bäumen im Gewächshaus gehört auch diese riesige Satsuma, Citrus unshiu, veredelt auf Poncirus trifoliata in der Mitte unter dem Dachfirst. Unter dem schirmartigen Kronendach finden sich dann doch auch Früchte, die an langen, zu Boden hängenden Ästen in großen Trauben hängen. Die Früchte sind leicht puffig und es feht ein wenig an Säure, da das eher tropisch warme Klima der Satsuma nicht gefällt, aber trotzdem von bestechender Süsse. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl im Schatten des Kronendaches, ringsum in dukelngrünen Laub orange Früchte im Sonnenlicht glitzern, zu stehen. Als Citrus Liebhaber wünscht man sich just so eine Pflanze in einem ebenso grünen Wohnzimmer. |
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Und überall große Citrusbäume in der Mitte unter dem Dachfirst. Hier im Bild eine erneut übnermannshohe Apfelsine, Citrus sinensis in der Sorte "Valencia". Das dunkelgrüne Laub legt sich schützend über die orangen Früchte, die sich ausser Reichweiter unter dem Glasdach sonnen. Diese auf Citrus aurantium veredelte Pflanze ist sehr ertragreich und gedeiht im subtropischen Klima in der Mitte des vorderen Gewächshausbereiches hervorragend. In der Reihe stehen dann weitere große Citrus Bäume, wie eine Kumquat, Fortunella margarita oder auch eine Zitrone, Citrus limon, die alle reich mit Früchten beladen sind, wenn diese nicht gerade voll von unreifen Früchten sind. Da scheinbar ein gleichmäßigeres Klima herrscht, entdeckt man auch immer wieder an Zweigen und Trieben neue Blüten, da die Pflanzen auch hier immer wieder Nachblüten treiben. |
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Blickt man in der Orangerie den Hauptweg an der Seite des Gewächshauses zurück, so sieht man überall Citrus. In riesigen Kübeln und Eimern stehen dann richtige Bäume, auch hier oft reich mit Früchten besetzt. in der Mitte ragen dann die richtigen Citrus Bäume auf, mit Stämmen dick wie ein Elefantenbein. |
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Hochaufragend auch die Zitrone, Citrus limon, als Halbstamm gezogen und auf Citrus aurantium veredelt.... |
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Eine Nachaufnahme des Apfelsinenbaumes in der Mitte naben der Zitrone. Im Hintergrund erkennt man einen der eisernen Ständer der Dachkonstruktion und in der Unterpflanzung der Krone des Apfelsinenbaumes. Auch die Schilder die eine Beschreibung der Art und Sorte der Pflanzen tragen kann man hier erkennen, so daß der Besucher einige Informationen um die große Vielfalt der Pflanzen selbst erlesen kann. |
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Beindruckend der Blick von der Tür zurück in die Orangerie auf die oben gezeigte Zitrone, Citrus limon. Links und rechts erkennt man die flankierenden Citrus Bäume und deren Fruchtbehang. |
Es ist gnadenlos toll. Allein die großen Citrus Pflanzen sind einfach Wert es zu bestaunen, doch das Gefühl, völlig in die Tropen einzutauchen, können diese Bilder nur ungeschickt und unvollständig wieder geben. Auch die Artenvielfalt und die vielen Geschichten, die mit jeder Pflanze verknüpft sind, finden hier keinen Raum. Allein der Verwendungszweck der vielen Pflanzen, wobei eine Pflanze oft mehr Verwendungszwecke hat, als man gemein annimmt, würde den Rahmen fast jeder kleineren Homepage sprengen.
Die Klimaregionen und Gerüche lassen einen nahezu aus der realen Welt entschweben, und spätestens im Bananenhaus wähnt man sich im tiefsten Urwald, ein ein wenig Erfurcht und Respekt vor der Natur befällt einen.
Doch, der Besuch lohnt sich.
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