Sonstige Krankheiten und krankheitsähnliche Zustände

Es gibt viele Abnormitäten und Krankheiten, die nicht durch bekannte Pathogene übertragen werden, oder deren Pathogene bisher noch nicht gefunden wurden. Viele Ursachen sind daher noch ungeklärt, manche zwar geklärt, aber die Unstände sind zum Teil sehr fraglich. Daher habe ich für diese Krankheiten einen eigenen Abschnitt eröffnet. Trotzdem stehen hier auch 'Krankheiten' deren Ursache und Umstände vollkommen geklärt sind, aber eben nicht durch irgend ein Pathogen verursacht werden. Viele dieser Krankheiten treten in Kleinkulturen nicht auf, doch gibt es auch hier Punkte, die zur Vorbeugung von Krankheiten zu beachten sind. Dazu ist es jedoch erforderlich, die daraus resultierenden Folgen zu kennen. Daher dieser Abschnitt.

Citrus Blight (Young Tree Decline) Plötzliche Baumschwäche

Citrus Blight (CB) hat sich in den letzten Jahren, seitdem Pomeranze in den meisten Citrus Anbauländern kaum noch verwendet wird rasant ausgebreitet. Die Ursache für CB ist noch vollkommen ungeklärt, ebenso die Umstände bei denen es zu CB kommt. Bäume mit CB wurden durch einen gleichartigen Baum ersetzt, ohne daß dieser an CB erkrankte. Die Bäume leiden unter erheblichen Wachstumsstörungen, zeigen typische Zinkmangelerscheinungen im Laub, jedoch sind im Stamm und in den Ästen genügend Zinkreserven eingelagert. Der Wassertransport in die Blätter ist massiv gestört. Die Bäume wirken welk und die Neuaustrieb sind klein, schwach und erscheinen nur zögerlich. All dies sieht zunächst einem Befall mit dem Citrus Tristeza Virus sehr ähnlich, doch im Gegensatz zu CTV wird bei CB keine Grubenbildung im Stamm verursacht. Auch sind die Bäume stark geschwächt und unproduktiv, doch sterben die Pflanzen so gut wie nie. CB ließ sich nicht durch Veredelung von Edelreisern erkrankter Bäume aus gesunde Unterlagen reproduzieren, also vermehren. Doch bei einer Verbindung von Wurzeln eines erkrankten und eines gesunden Baumes traten nur die Erscheinungen schnell am gesunden Baum auf, er erkrankte, was den Schluß auf ein übertragbares Pathogen zuläßt. Nachdem CTV sich durch Verwendung von toleranten Unterlagen gut im Griff halten läßt, steigen jedoch jetzt die Verluste durch CB, da die CTV toleranten Unterlagen, insbesondere zitronenartige Hybriden mit kräftigem Wuchst und Poncirus trifoliata recht schnell auf CB reagieren. Nut einige Unterlagen zeigen eine gewisse Resitanz gegen CB, diese sind jedoch bei weitem nicht so ertragsreich, werden aber jetzt im gesteigerten Maß angebaut, da CTV und CB die Bestände schon arg dezimiert haben. Eine besonders tolerante Unterlage ist Citrus sinensis, gefolgt von Citrus aurantium und 'Cleopatra' Mandarine.

Bud-Union Crease (Faltenbildung an der Veredelungsstelle)

Diese Erscheinung wurde schon früh beobachtet und kann durch das TLCS-Virus (Tatter Leaf-Citrange Stunt-Virus) ausgelöst werden. Oftmals allerdings erscheint das Krankheitsbild, eine generelle Welkeerscheinung, Gummisafteinlagerung an der Veredelungsstelle und eine deutliche Falte um die Veredelungsstelle unter der primären Rinde, auch an Virenfrei vermehrten Pflanzen. Wodurch diese Falte ausgelöst wird, ist oftmals eine Spekulation. Der Knick unter der Rinde, oft begleitet durch Auswüchse der Rinde an der Veredelungsstelle, scheint jedoch eine Unverträglichkeit zwischen Edelreis und Unterlage anzuzeigen. So war die Vermehrung von Grapefruit auf Calamondin-Unterlage in Texas eine erfolgversprechende Kombination, doch schon bald zeigten sich die typischen Merkmale für Bud-Union Crease. Testreihen des US Department of Agriculture zeigten, das dies höchstwahrscheinlich durch genetische Unverträglichkeiten zwischen Edelreis und Unterlage geschied, aber auch eine CTV Infektion konnte nicht ausgeschlossen werden. Auch bestimmte Veredelungen auf Poncirus trifoliata und deren Hybriden können, z.B. im Falle von 'Eureka' Zitrone, zu solchen Unverträglichkeitserscheinungen führen. Da oftmals jedoch noch unbekannte Pathogene als Ursache dieser Inkompatibilität nicht auszuschließen sind, sollten nur Bäume aus zertifizierten und geprüften Edelreisbeständen vermehrt werden und gepflanzt werden.

Chimera

Chimera ist eine genetische Mutation welche eine Musterung der Früchte bewirkt. Dieser genetische Defekt verursacht, das bestimmte Streifen oder segmentartige Teile der Fruchtrinde oft nicht ausgefärbt oder anders eingefärbt werden. Die Rinde bleibt grün, ist leicht angehoben, während die restliche Frucht normal ausgefärbt ist. Es sind aber auch leichte Gelb oder tiefe Rottöne aufgetreten. Bei Orangen und Mandarinen bewirkt Chimera oft hell-orangene, gelbe oder weiße Streifen auf der Fruchtschale. Chimera hat keine nachteiligen Wirkungen auf die internen Fruchtqualitäten, doch sind die Früchte für den Frischverzehr oft zu unansehnlich. Bäume mit Chimera werden jedoch oft als Edelreisquelle für besondere Zier-Citruspflanzen verwendet, weil die Früchte als besonderer Schmuck die Pflanze zieren.

Oleocellose

Werden die äußeren Ölzellen der Fruchtschale beschädigt, kommt es oft zu grün-brauen Verfärbungen um die beschädigten Ölzellen. Die beschädigten Zellen färben sich nicht so aus, wie dies die unbeschädigten Schalenteile vollziehen. Diese Verfärbung ist auf eine unvollkommene Vernarbung der beschädigten Ölzellen zurückzuführen und hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die internen Fruchtqualitäten.

Aufreißen der Früchte (Splitting)

 
Aufgeplatzte Zitrone
Aufgeplatzte Zitrone durch schwankende Wasseraufnahme

Citrusfrüchte sind Wasser und Nährstoffspeicher der Pflanze. Nach einer längeren mäßigen Trockenzeit, in der nicht das Optimum an Wasser der Pflanze zugeführt wurde, drosselt die Pflanze die Wassereinlagerungen in die Früchte. Wird dann auf einmal die Pflanze stärker und öfter bewässert als zuvor, ohne das die Wurzeln durch Staunässe beschädigt werden, weil eine gute Bodendrainage vorhanden ist, steigt die Wasseraufnahme der Pflanze schlagartig an. Dadurch wird mehr Wasser in die Früchte gefördert als zuvor und das ausdehnende Wachstum der Früchte kommt nicht nach. Es entsteht ein Riß in der Frucht, der sich nach und nach erweitert. Splitting tritt oft bei Früchten auf, die noch nicht die Vollreife erreicht haben, aber schon aus dem Jungfruchtstadium ausgetreten sind. Splitting läßt die Früchte zwar nicht unverwendbar werden, doch ist die Verwendung nach schwere der Schäden stark eingeschänkt. Überbewässerung im Früchjahr, oder besonders im Herbst sollte vermieden werden und eine ausreichende, aber nicht übermäßige Ernährung sollte gesichert werden um Splitting zu vermeiden.

 

 

 

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