Etwas zur Geschichte der Citruspflanzen

Die Geschichte der Citrus-Pflanzen ist zu umfassend, als daß sie in einem so kurzen Kapitel völlig aufgeklärt werden könnte. In der Griechischen Mytologie werden die Citruspflanzen wohl zu erst genannt. Herakles der griechische Held mußte nämlich um als göttlich anerkannt zu werden, zwölf Aufgaben, die Ihm der Herrschen von Mykene auferlegte, erfüllen. Als vorletzte mußte er in den Garten der Hesperiden eindringen und dort Früchte vom Baum mit den goldenen Äpfeln stehlen. Der Baum wurde von Ladon, dem zweiköpfigen Drachen der nie schlief bewacht. Er trug daraufhin für Altas das Himmelgewölbe, der die Früchte stahl. Zuletzt überlistete Herakles Altas, so daß dieser erneut seine Strafe das Himmelsgewölbe tragen zu müssen fortführen müßte und Herakles nahm die Früchte an sich. Es gibt noch eine Kurzform, doch erstere Ausführung entspricht eher der Sage als diese: Herakles drang selbst in den Garten ein, betörte die Hesperiden und erwürgte Ladon, wofür er von den Hesperiden die Früchte geschenkt bekam. Man erkennt also, daß die Citrusfrüchte wohl schon zur Zeit des antiken Griechenland bekannt waren und im alten Rom soll die Pomeranze ein beliebtes Mittel gegen verschlucktes Gift gewesen sein. Doch es gibt noch andere Aufzeichnungen aus wahrscheinlich viel früheren Zeiten.So finden sich die ersten Hinweise auf Citrus-Pflanzen wohl in ihrer eigentlichen Heimat: Asien. In alten Schriften aus China wurde schon Jahrhunderte bevor unserer Zeitrechnung, also vor Christi Geburt, von Ritualen berichtet, die verschiedenen Citrus-Pflanzen galt. So wird unter anderem die Kumquat erwähnt, wobei die gleiche Lautfolge ebenfalls für eine kleinfruchtende Mandarine stehen könnte. Wie hoch Citrusfrüchte in China angesehen waren, läßt sich anhand der Bezeichnung chinesischer Würdenträger ableiten. Diese wurden als Mandarine bezeichnet. In diesen Schriften wird ebenfalls die Pumelo (Pampelmuse) erwähnt. So erwähnen die Schriften, daß schon vor mehr als hundert Jahren vor Christus Kumquats auf Poncirus trifoliata gepfropft wurden, während die Pampelmuse zumeist durch Markortierung vermehrt wurde. Es nach Christi Geburt finden sich die ersten Erwähnungen von Zitronen oder Pomeranzen, hier jedoch klar benannt wird, daß Pomeranzen nicht zum roh Verzehr geeignet waren. Diese Schriften belegen aber, daß die Pflanzen aus Samen vermehrt worden waren, wie dies zum Teil auch heute noch geschied. Zu den Zitronen gibt es keine Hinweise in den Chinesischen Schriften, aber aus Indien gibt es Zeichnungen und Schriften, die belegen, daß die Zitronatzitrone wahrscheinlich ihre Heimat im oberindischen Raum hat. So scheinen die späteren Erwähnungen von sauren Zitronen und den 'unbrauchbaren', nur zur Zierde angebauten Zitronatzitronen aus der chinesischen Geschichte wohl auf Pflanzen beruhen, die nach China Importiert wurden. Auch aus Japan sind frühe Berichte von Citruspflanzen bekannt, aber hier wird nur von Mandarinen berichtet, welche auf Poncirus gepfropft worden waren. Auch heute noch stellen in Japan keinwüchsige Mandarinen die hauptsächlich angebaute Citrus-Frucht dar. Wie nun die Citrus-Früchte nach Europa eingeführt worden sind, läßt sich nicht mehr genau belegen, aber sehr wahrscheinlich ist die Einführung der Zitronatzitrone nach Griechenland und den nahen Osten (Persien) durch Alexander den Großen, während die 'Saure' und 'Süsse' Orange (Pomeranze und Apfelsine) über Handelswege in den Arabischen Großraum gelangt sind. Als Handelswege können hier die Seidenstraße oder die zahlreichen Salzrouten der Salzhändler als höchst wahrscheinlich gelten. Jedenfalls tauchen Bilder der Zitronatzitrone schon früh (1. Jahrhundert nach Christus) auf Jüdischen Geldstücken auf und auch heute noch ist die Zitronatzitrone fester Bestandteil der Jüdischen Religion. Der Name Citrus medica, oder Medischer Apfel deutet an, daß die Frucht aus 'Medien' stammt, welches den Persischen Raum bezeichnet. Auch die Zitrone dürfte im Mittelalter durch Seefahrer aus dem Indischen Raum nach Europa gebracht worden sein, wo sie sich schnell als Mittel gegen Skorbut viele Freunde machte und sich entsprechend schnell weiter verbreitete. Ebenfalls auf dem Seeweg dürften dann die Apfelsinen und Pomeranzen den Weg nach Spanien und Portugal gefunden haben, wobei hier noch ungeklärt ist, ob diese auch über Italien geführt haben. So gelangten durch die Seefahrer letzt endlich die Citrusfrüchte als Samen in die neue Welt. Christoph Kolumbus, so ist es belegt, nahm auf seine zweiten Reise Samen von Orangen mit nach 'Neu-Indien', wo erste Pflanzungen auf der Insel Hispaniola angelget wurden. Durch die Indianer verbreiteten sich die Früchte schnell und gelangten so schließlich auch auf das Festland, wo nennenswerte Pflanzungen rund um das Fort St. Augustine zu nennen wären. Ob nun die eigentliche Apfelsine von Portugal nach Spanien oder umgekehrt gelangte ist auch nicht klar, aber genetische Tests belegen, daß die wichtigste Orange, nämlich die 'Valencia' von einem Baum in Portugal abstammt, welche gleich ist mit Pflanzungen um den spanischen Ort Valencia, wonach schließlich die Sorte ihren Namen erhielt. Wie nun die Früchte in weiter nördliche Regionen gelangten ist ebenfalls nicht ganz geklärt, aber es ist anzunehmen, daß den Gärtnern, welche die Pflanzen in den Spanisch-portugieseischen Heerenhäusern pflegten schnell bewußt wurde, daß die Pflanzen frostempfindlich waren. Daher wurden aus dieser Erkenntnis wohl auch die ersten Orangerien errichtet, damit sich der reiche Adel auch in den kühleren Regionen im Sommer an den Pflanzen erfreuen konnten. Den Bedarf an den sauren Früchten weiter nördlich deckten geschŸtzte Terrassenplantagen ausserhalb des natürlichen Gebietes. Bekannt sind da die Limonaias am Gardasee, die bereits im 18. Jahrhundert von Johann Christoph Volkamer beschrieben werden. Doch man kann behaupten, daß sich ab dem späten 17. Jahrhundert eine Sammelleidenschaft bei den Adelsleuten bemerkbar gemacht haben mußte, in welcher jeder versuchte den anderen mit den seltensten und skurilsten Früchten zu übertreffen. Es gilt zu bedenken, daß das Veredeln bei weitem noch nicht zu üblichen Praxis gehörte und die Pflanzen sehr oft aus Samen gezogen worden waren. So war eine Wartezeit von mehreren Jahren, sogar Jahrzehnten, keine Seltenheit, bis die Pflanze die ersten Früchte hervorbrachte. In Deutschland sind durch Johann Ch. Volkamer sehr genaue Aufzeichnungen der Sorten, über Pflege, Schädlinge, Werkzeuge und Veredelungsmethoden vorgenommen worden. Volkamer war Hofgärtner zu Nürnberg und beschrieb neben den Sorten auch das Veredeln in seinen Formen, wie auch Schnitt und den Bau von verschiedenen Überwinterungsquartieren. Hier sind besonders die Bauten zu nennen, welche aus einzelnen Teilen zusammengesetzt wurden und zur warmen Jahreszeit einfach demontiert werden konnten. Diese abschlagbaren Häuser waren das Non-plus-ultra in Sachen Orangerien in fanden vielerorts Verwendung. Aber auch Prunkorangerien machten sich im Winter bekannt, wenn sie als Aufenthaltraum genutzt werden konnten und sich der Adel auch im Winter in den Pflanzen erfreuen konnte. Die Pflege der Pflanzen war und ist jedoch in unseren Breiten sehr schwierig, weshalb viele Orangerien nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr als Heim der Citruspflanzen erhalten werden konnten. Viele dieser Orangerien wurden im Krieg zweckentfremdet verwendet, weshalb die noch vorhandenen Pflanzen den Winter nicht eingeräumt wurden und so den Kältetod erlitten. So dienen sie heute als Café, Galerien oder als einfache große lichtdurchflutete Räume, deren eigentlicher Zweck jedoch das Überwintern von Citruspflanzen war. Nur wenige wurden als Orangerien wieder genutzt, viele stehen auch heute leer und nur ihre bauliche Anwesenheit zeugt vom Vorhandensein der Citruspflanzen in unseren Breiten. Anzufügen ist hier, daß sich seit der Einführung der Citruspflanzen nach Europa und der späteren Einführung nach den heutigen USA dort und in anderen Ländern, wo Citrus ganzjährig im Freien kultiviert werden kann, eine größere Citrusindustie gebildet hat. So ist Citrus das meist angebaute Obst auf der ganzen Welt und nimmt in Gebieten wie Florida/USA ganze Landstriche mit riesigen Plantagen in Anspruch; einzig die Wein-Traube übertrifft dies vielleicht. Wobei anzumerken ist, daß in Florida die Winter 1894 und 1895 mit ihren schweren Frösten beinahe die gesamte Citrusindustrie zerstört hätten, weshalb dort Citrus hauptsächlich nur noch in Gebieten ohne Frost angebaut wird. Auch in Spanien, Marokko, Israel, Italien und der Türkei sorgen ab und an Fröste für nicht unerhebliche Schäden. Als weitere schwere Schläge gegen die Citrusplantagen waren Anfangs bis Mitte des 20. Jahrhunderts die schweren Baumverluste durch das Citrus Tristeza Virus, welches die Pflanzungen erheblich schädigte, oder zerstörte, besonders in Spanien und Südafrika. Durch den Einsatz anderer Unterlagen konnte ein großes Übergreifen verhindert werden, doch schon sind neue Probleme present, weshalb die Geschichte der Citruspflanzen noch lange kein Ende hat. In unseren Breiten hat sicher der Kosten- und Pflegeaufwand dazu geführt, daß viele Orangerien nicht mehr gefüllt wurden, so daß bis auf wenige Ausnahmen und die botanischen Gärten keine Citruspflanzen mehr kultiviert werden. Doch auch für Citruspflanzen zeigt sich wachsendens Interesse und erst im Jahr 1997 konnte eine typische Sammlung an Citruspflanzen an den Herrensitz der Insel Mainau zurückkehren, nachdem in Jahrelanger Arbeit in Italien verschiedenste Sorten zusammen getragen worden waren und aufwendig vermehrt worden sind. Vielleicht ist dies der Anfang einer Renaissance für die Citruskultur in Deutschland. Das Interesse der Menschen an diesen Pflanzen erscheint jedoch ungebrochen, neue Sorten werden für die Industrie selektiert, als neue Sorten für den Zierpflanzenmarkt immer öfter zu finden sind.

 

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